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                                    www.agentur-am-meer.de / 0 44 25 %u2013 14 25AUSBLICKIHRIN DEN NORDENKRABBENFISCHEREI IM NORDENDie %u201eTrotz%u201c schaukelt in den Wellen vor Hooksiel hin und her. Regen prasselt auf das Deck. In der Kaj%u00fcte steht Nils Schr%u00f6der am Steuer und schaut hinaus in die tiefschwarze Nacht. Stumm nickt er seinem Auszubildenden hinter sich zu. Sebastian Dreyer streift sich Regenhose und -jacke %u00fcber. Der Chef holt die Netze ein. Die Seilwinde %u00e4chzt unter ihrer Last. Die beiden M%u00e4nner l%u00f6sen die Knoten und ein zuckender Berg aus Meeresgetier entleert sich in zwei Auffangtrichter. Schr%u00f6der wirft einen pr%u00fcfenden Blick auf den Fang und verschwindet zufrieden l%u00e4chelnd wieder in der Kaj%u00fcte. Als der 28-J%u00e4hrige zu Beginn des Jahres 2015 den Schritt in die Selbstst%u00e4ndigkeit wagte, w%u00e4hlte er einen Liegeplatz am Au%u00dfenhafen in Hooksiel. %u201eIm Jadebusen haben wir seit zwei, drei Jahren nichts mehr gefangen%u201c, erkl%u00e4rt der Jungunternehmer. %u201eDas Dangaster Fahrwasser ist tief geworden, Richtung Varel ist es schlickig. Ich m%u00fcsste zwei Stunden fahren, ehe ich vor Hooksiel die Netze das erste Mal zu Wasser lassen kann.%u201cAn Bord hat der Regen nachgelassen. Es riecht nach Meersalz, Schiffsdiesel, Fisch und frisch gegartem Krabbenfleisch. Von einem Kessel am Bug des Schiffes steigt dichter Wasserdampf auf. Ein Schwarm M%u00f6wen verfolgt die %u201eTrotz%u201c. Die leicht verderblichen Krabben m%u00fcssen lebend gekocht werden,damit sie sich kr%u00fcmmen und sp%u00e4ter leichter sch%u00e4len lassen. Mit einem Kescher r%u00fchrt Sebastian Dreyer im Kochtopf. Als der Granat die typische rotbraune Farbe erreicht hat, kippt er die Schalentiere auf ein gro%u00dfes Tablett. Torfbrocken, Muscheln und kleine Fische sortiert der Lehrling von Hand aus, ehedie Krabben im K%u00fchlraum landen. Sieben Kisten sind es nach dem ersten Fang. Schr%u00f6der steuert die %u201eTrotz%u201c in Richtung Weserm%u00fcndung. An Steuerbord ragt der Leuchtturm Mellumplate aus der dunklen See. Im Sommer, wenn wenig Schwebstoffe im Wasser treiben und die Sicht entsprechend klar ist, fahren die Fischer nachts raus, damit die Krabben die Netze nicht kommen sehen und fl%u00fcchten.%u201eHier drau%u00dfen habe ich meine Ruhe. Und ich bin mein eigener Herr.%u201c Wenn im Winter die Krabben auf 25 Meter Wassertiefe hinauswandern, k%u00fcmmert er sich um Reparatur- und Instandhaltung von Schiff und Netzen. Die n%u00e4chste Fangsaison beginnt erst im Fr%u00fchjahr, wenn die Krabben zur%u00fcck ins Wattenmeer wandern. Im Morgengrauen kommen erst die Lichter Wilhelmshavens, dann Hooksiel in Sicht. Mit zwei bis drei Knoten bewegt sich die %u201eTrotz%u201c %u2013 die Netze noch immer im Wasser %u2013 langsam in Richtung Heimathafen.Ein pr%u00fcfender Blick auf den Fang: Nils Schr%u00f6der und sein AuszubildenderSebastian Dreyer sind zufrieden mit der Ausbeute. Foto: D%u00fcwelEin Artikel von Alice D%u00fcwelSEITE 52
                                
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