Page 56 - Gastgeberverzeichnis Agentur am Meer 2024
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               KRABBENFISCHEREI


               IM NORDEN

                                                                                                     IHR

               Ein Artikel von Alice Düwel
                                                                                              AUSBLICK

               Die „Trotz“ schaukelt in den Wellen vor Hooksiel hin und her. Regen prasselt
               auf das Deck. In der Kajüte steht Nils Schröder am Steuer und schaut hinaus     IN DEN NORDEN
               in die tiefschwarze Nacht. Stumm nickt er seinem Auszubildenden hinter sich
               zu. Sebastian Dreyer streift sich Regenhose und -jacke über. Der Chef holt
               die Netze ein. Die Seilwinde ächzt unter ihrer Last. Die beiden Männer lösen
               die Knoten und ein zuckender Berg aus Meeresgetier entleert sich in zwei
               Auffangtrichter. Schröder wirft einen prüfenden Blick auf den Fang und ver-
               schwindet zufrieden lächelnd wieder in der Kajüte.                     Als der 28-Jährige zu Beginn des Jahres 2015   brocken, Muscheln und kleine Fische sortiert
                                                                                      den Schritt in die Selbstständigkeit wagte,   der Lehrling von Hand aus, ehe
                                                                                      wählte er einen Liegeplatz am Außenhafen in   die Krabben im Kühlraum landen. Sieben
                                                                                      Hooksiel. „Im Jadebusen haben wir seit zwei,   Kisten sind es nach dem ersten Fang. Schröder
                                                                                      drei Jahren nichts mehr gefangen“, erklärt der   steuert die „Trotz“ in Richtung Wesermün-
                                                                                      Jungunternehmer. „Das Dangaster Fahrwas-  dung. An Steuerbord ragt der Leuchtturm
                                                                                      ser ist tief geworden, Richtung Varel ist es   Mellumplate aus der dunklen See. Im Som-
                                                                                      schlickig. Ich müsste zwei Stunden fahren, ehe   mer, wenn wenig Schwebstoffe im Wasser
                                                                                      ich vor Hooksiel die Netze das erste Mal zu   treiben und die Sicht entsprechend klar ist,
                                                                                      Wasser lassen kann.“                fahren die Fischer nachts raus, damit die Krab-
                                                                                                                          ben die Netze nicht kommen sehen und flüch-
                                                                                      An Bord hat der Regen nachgelassen. Es riecht   ten.„Hier draußen habe ich meine Ruhe. Und
                                                                                      nach Meersalz, Schiffsdiesel, Fisch und frisch   ich bin mein eigener Herr.“ Wenn im Winter
                                                                                      gegartem Krabbenfleisch. Von einem Kessel   die Krabben auf 25 Meter Wassertiefe hinaus-
                                                                                      am Bug des Schiffes steigt dichter Wasser-  wandern, kümmert er sich um Reparatur- und
                                                                                      dampf auf. Ein Schwarm Möwen verfolgt   Instandhaltung von Schiff und Netzen. Die
                                                                                      die „Trotz“. Die leicht verderblichen Krabben   nächste Fangsaison beginnt erst im Frühjahr,
                                                                                      müssen lebend gekocht werden,       wenn die Krabben zurück ins Wattenmeer
                                                                                      damit sie sich krümmen und später leichter   wandern. Im Morgengrauen kommen erst
                                                                                      schälen lassen. Mit einem Kescher rührt Se-  die Lichter Wilhelmshavens, dann Hooksiel in
                                                                                      bastian Dreyer im Kochtopf. Als der Granat die   Sicht. Mit zwei bis drei Knoten bewegt sich die
                                                                                      typische rotbraune Farbe erreicht hat, kippt er   „Trotz“ – die Netze noch immer im Wasser –
                                                                                      die Schalentiere auf ein großes Tablett. Torf-  langsam in Richtung Heimathafen.
               Ein prüfender Blick auf den Fang: Nils Schröder und sein Auszubildender
               Sebastian Dreyer sind zufrieden mit der Ausbeute.      Foto: Düwel
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